In ihrem Lyrikdebüt protokolle der gegenwart bewegt Sandra Gugić sich entlang der Oberflächen und Tiefenströmungen der Gegenwartssprache: auf verschiedenen ebenen kombinierbare aneignungspraktik / von geschichte. Gugić greift in die Struktur der Sprache ein, transformiert, seziert und sampelt Wortmaterial. Wenn der Wortstrom ins Stocken gerät, bricht die Oberfläche zu Wortketten auf, die in die Tiefenstruktur vordringen: logik lüge libido, naming shaming blaming.
So erzeugt Sandra Gugić dreidimensionale Wortnetze, in denen sie die Gegenwart einfängt und zu einem friendly wordfire transformiert. Darin verwebt sie alle denkbaren Diskurse der Gegenwart: Flucht, Gender, Heimat, Computerspiele, Nahrungsmittelverpackungen. Die Gewaltsamkeit der Sprache wird gleichzeitig ausgestellt und durchkreuzt, denn dabei haben wir diese sprache aus eigenen mitteln geschrien geschrieben gewordet ausbuchstabiert.
protokolle der gegenwart ist ein mitreißender Sprachstrom aus dem postkutschenzeitalter des individualismus, in dem Gugić in drei Kapiteln eine Karte der Gegenwart entwirft, von schreien zu schreiben.